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Viel Lob und Anerkennung für unser Café beim Schulfest – kein Wunder, angesichts des leckeren Angebots! U. a. zu Gast der Ururenkel unseres Schulgründers Oltrogge, Dr. Ring, Denkmalpfleger der Stadt Lüneburg. und Oberbügermeister Ulrich Mädge.
Mit großem Interesse lese ich die Mitteilungen unseres Bundes der Ehemaligen und stieß in der letzten Ausgabe vom Mai 2006 auf die Ankündigung der Elbe-Fahrt von Artlenburg nach Blankenese anlässlich unseres 80-jährigen Jubiläums. – Dieses Vorhaben fand ich so attraktiv, dass ich zwei Schulfreundinnen animierte, daran auch teilzunehmen.
Um es vorweg zu sagen: wir wurden nicht enttäuscht! Es war eine großartige Veranstaltung, die von unserer Freundin Dr. Luise Reinhardt-Drischler mit gewohnter Perfektion organisiert und mit großer Souveränität und Herzlichkeit durchgeführt worden war. Luise hatte selbst mit Petrus gesprochen, dass es nicht so heiß werden möge wie an beiden Tagen vorher, und Petrus hatte auf uns 105 Ehemalige Rücksicht genommen: schließlich waren alle Altersklassen von 20 bis zu 94 Jahren vertreten!
Jung und alt: der Bund
Auf dem Kurpark-Parkplatz warteten zwei komfortable Reisebusse auf uns. Luise und Michael Dreher empfingen uns mit roten bzw. gelben Namensschildern, die wir uns anklebten. Über die Farbe waren die Busse Nr. 1 bzw. 2 definiert. Wir erhielten eine flotte dunkelblaue Schirmmütze mit dem Aufdruck: „Bild unserer Schule + 80 Jahre Bund der Ehemaligen WRS zu Lüneburg.“ Behütet mit diesen Kappen sahen wir Älteren dann auch gleich mindestens 20 Jahre jünger aus!
Wir erhielten aber darüber hinaus noch umfangreiches Material zum Lesen: Eine alphabetische Teilnehmer-Liste mit Geburtsnamen und Zuweisung zum jeweiligen Bus und eine 10 Seiten starke Begleitschrift incl. Fotokopien unserer Reiseroute, der verschiedenen Hafenbecken und des Stadtplans von Blankenese! (Was war das alles allein für eine Arbeit, alles für 105 Teilnehmer zu fotokopieren!)
Neugierig studierte ich sofort die Teilnehmer-Liste und fand etliche Namen aus meiner eigenen Schulzeit und Schulfreundinnen meiner älteren Schwester. So erlebten es wohl die anderen auch: Man ging mit den Augen auf Entdeckungsfahrt, denn man wollte sich ja später gern unterhalten mit Ehemaligen „aus der eigenen Vergangenheit“.
Schon im Bus entwickelten sich so intensive Gespräche, dass ich gar nicht dazu kam, das weitere umfangreiche Material zu lesen, und das sollte sich an Bord des Schiffes fortsetzen!
Gemütliche Atmosphäre an Bord, ...
... unternehmungslustige Ehemalige in Blankenese
Luise stimmte uns bereits im Bus darauf ein, nicht zu hetzen, denn es gebe an Bord sowohl unten als auch oben Platz genug für alle. So „schifften“ wir uns ganz entspannt ein. Nachdem alle einen Tisch gefunden hatten, begrüßte Luise die „Passagiere“ und ging noch einmal auf die Gründung unseres Vereins ein, den wir Marie Ubbelohde und Emmy Sprengel im Jahre 1926 zu verdanken haben. Ich habe beide Damen noch gekannt: „Ubbchen“ als Turnlehrerin im knöchellangen Rock in der 5. Klasse noch im Johanneum 1948, und Emmy Sprengel kannte ich als Sekretärin des MTV, meiner damaligen zweiten Heimat.
Wir wurden über das Procedere in Blankenese unterrichtet: Es gab drei Gruppen für den Landgang: die erste unter Luises Führung musste körperlich in der Lage sein, 200 Stufen zu bewältigen, die zweite machte einen Spaziergang ohne Treppen und Steigung, und die dritte lustwandelte am Elbufer, das von etlichen schattigen Bänken gesäumt war.
Niemand brauchte Angst haben, körperlich überfordert zu werden: wie schon erwähnt war die Älteste von uns 94 Jahre alt!
Mit einem kühlen Glas Sekt wurde auf das Gelingen unseres Ausfluges angestoßen. – Danach erkundete jeder das Schiff: man blieb unten hinter Glas oder begab sich in die Sonne auf dem Oberdeck. Überall beobachtete man die Damen und einige Herren (Ehemalige oder Ehemänner) in intensive Gespräche vertieft; viele hatten sich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, und es ist eine bekannte Tatsache, dass die Wiederbegegnung mit Menschen aus einem Teil der gemeinsamen Vergangenheit – insbesondere der Jugendzeit – etwas ganz Besonderes ist. Und das haben auch viele so empfunden und zum Ausdruck gebracht!
Blankenese
Den Verlauf der Fahrt hatten Luise und Michael Dreher im Mai-Heft detailliert beschrieben sowie auch in der 10-seitigen Tour-Begleitung. Daher möchte ich nur kurz darauf eingehen. Bei Artlenburg wird das Nordufer von dichten Laubwäldern eingefasst, während das Südufer von weiten Weiden geprägt wird. – Wir passierten das Kernkraftwerk Krümmel und liefen danach in die Staustufe bei Geesthacht. Bis hierhin werden die Gezeiten wirksam.
Es folgten dann auf der rechten Seite „Vierlanden“, ein Haupt-Gemüseanbaugebiet für Hamburg, und auf der linken Seite konnten wir die Mündung unserer Ilmenau bei Hoopte erleben mit der Winsener Marsch. Weiter stromabwärts teilt sich der Strom dann in die Norder- und die Süderelbe und lässt die Insel Wilhelmsburg entstehen. Wir alle kennen die Eisenbahn-Elbbrücke, die wir jetzt unterquerten, um dann bald im Hamburger Seehafen anzukommen. In der Ferne sahen wir die restaurierte Speicherstadt, wir passierten den Kaispeicher, auf dem die neue Philharmonie errichtet wird, das Museumsschiff „Cap San Diego“, das vor den Landungsbrücken festverankert liegt, das gigantische Trockendock von Blohm & Voss, das sogar die „Queen Elizabeth“ und die „Queen Mary 2“ aufnehmen kann, den Kuppelbau des alten Elbtunnels sowie die Halle des Altonaer Fischmarktes, der jeden Sonntag um 6 Uhr beginnt und dessen Besuch ein besonderes Erlebnis ist.
Auf der linken Elbseite kommt Finkenwerder näher mit der gigantischen Flugzeugwerft für den Airbus, während wir rechts die Anlegestelle „Teufelsbrück“ hinter uns lassen und immer mehr alte und neue Villen hoch auf dem Ufer liegend bewundern können. Diese tragen die Adresse „Elbchaussee“. – Das rechte Ufer ist sehr „pittoresk“, denn zwischen den noblen Häusern findet man viele Grünanlagen und wunderschöne Gärten.
In der Geesthachter Schleuse
Nachdem wir uns an einem ganz köstlichen Büfett, das hohen Ansprüchen genügte, gestärkt hatten, erreichten wir gegen 14.30 Uhr unser Ziel Blankenese. Da die „Selbsteinstufung“ zu den drei verschiedenen Gruppen schnell erfolgt war, konnte als erste die „Bergsteigergruppe“ das sehr angenehme Schiff verlassen.
Wir folgten Luise und Michael Dreher auf einem Treppenstieg. Nach den ersten 100 Stufen öffnete Luise ihren Rucksack und labte uns mit Sprudel in ebenfalls mitgebrachten Pappbechern. Bei den inzwischen gestiegenen Temperaturen fand das edle Nass dankbare Abnehmer. – Zwischendurch genossen wir wunderschöne Ausblicke auf die Elbe – nun von höherer Warte – oder in liebevoll angelegte blühende Gärten.
Den intensiven Unterhaltungen während dieser Wanderung war es zuzuschreiben, dass sich ein Teil der Gruppe ungewollt abkoppelte, sich aber im Wirrwarr der engen Treppenstiegen nicht verirrte, sondern auch rechtzeitig zur Abfahrt des Schiffes wieder an Bord einfand. – Bei diesem entspannten Schlendern durch das sommerlich einladende Blankenese sah man von weitem schon „Who is who“: denn die blauen flotten Schirmkappen ließen eindeutig auf den „hohen Besuch aus Lüneburg“ schließen.
Da ich Blankenese noch nicht kannte, möchte ich bei nächster Gelegenheit etwas länger dort verweilen. Michael Dreher empfahl, das Auto in Cranz zu lassen und dann eine Fähre zu nehmen.
Während des Einschiffens sah ich, wie Luise sich mit einer feschen in Kapitäns-Uniform gekleideten jungen Dame unterhielt. Ich dachte: „Donnerwetter, die sieht ja schneidig aus.“ Es stellte sich dann heraus, dass diese Dame eine Akkordeon-Spielerin war, die von Luise angeheuert worden war, um uns während der Rückfahrt flotte Seemannsweisen zu spielen. Das war eine weitere Überraschung, die zur heiteren Stimmung beitrug. Ja, wir machten dann sogar nach den Klängen des Akkordeons eine Polonaise, um uns danach bei zahlreichen verführerischen Torten und gutem Kaffee zu stärken.
Für Bewegung an Bord wurde gesorgt
Auf der Rückfahrt kamen wir u.a. am Container-Hafen vorbei, der höchst eindrucksvoll war. In unserem Beiblatt konnten wir lesen, dass im Jahr 2003 6,1 Millionen Container umgeschlagen waren mit einem Gesamtgewicht von 64,2 Millionen Tonnen. So imponierend dieses Areal auch war: einige sprachen es aus: „Menschen sind dafür nicht mehr erforderlich.“ Und so sah man dann bei den gigantischen Krananlagen und Containerschiffen kaum Arbeiter, wo früher Tausende gewirkt hatten!
Der Gesprächsstoff war uns auch auf der Rückfahrt nicht ausgegangen, so dass der mehrstündige Aufenthalt auf der „Lüneburger Heide“ uns recht kurzweilig erschien. – Pünktlich gegen 19.30 Uhr legten wir in Artlenburg an. Und als wir vom Schiff gingen, wurde die Elbe von der untergehenden Sonne beschienen, was uns ein wunderschönes Abschieds-Stimmungsbild von dem durch Wald und Wiesen eingefassten Fluss bescherte. Natürlich standen die beiden Busse wieder zum Einsteigen bereit an der Anlegestelle!
Ein schöner und rundum gelungener Tag nähert sich dem Ende
Das war ein ganz großartiger Ausflug, der rundherum perfekt geplant und organisiert war von Luise und ihren Vorstandsmitgliedern. Es war sehr viel Arbeit damit verbunden, aber ich glaube sagen zu dürfen, dass alle Mitfahrer restlos begeistert waren, und somit möchte ich Luise und dem gesamten Vorstand sehr herzlich danken für diesen wunderbaren Tag.
Elisabeth Tillmans, geb. Scharff