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Dieser Sonnabend im August 2011 versprach ein wunderschöner Sommertag zu werden, das hatten sich 47 Reiselustige vom Bund der Ehemaligen der Wilhelm-Raabe-Schule auch so gewünscht.
Auf dem Parkplatz am Haupteingang Kurpark, auf dem unser Bus schon stand, nahm uns unsere Reiseleiterin Frau Dr. Luise Reinhardt-Drischler freundlich in Empfang. Pünktlich um 07.00 Uhr fuhr dann der Bus von Lüneburg auf der B 216 in Richtung Osten los. Im Bus hieß uns unsere Reiseleiterin nochmals herzlich mit dem Hinweis willkommen, dass wir mit dieser Fahrt ein Doppeljubiläum feieren: 85 Jahre Bund der Ehemaligen – 25. Jahr der Sommerfahrten! In diesem Jahr sollte das Band gespannt werden zwischen der Hansestadt Lüneburg und den Hansestädten Seehausen, Werben, Stendal und Salzwedel. Die letztgenanten drei Städte wollen wir besuchen.
Doch unsere erste Station war die Stadt Arendsee. Dort stiegen wir an der Klosterkirche aus und begaben uns auf einen kleinen Spaziergang. Dieser führte uns vor der Kirche durch eine gepflegte Anlage mit wunderschönen Blumenrabatten. Dann kamen wir am Fontane-Gedenkstein vorbei, der an den Aufenthalt des Dichters 1859 und seine Novelle „Grete Minde“ erinnert, die er 1859 schrieb. Nach einigen Schritten sind wir auch schon am Arendsee, der „Perle der Altmark“. Ein bezaubernder Blick bietet sich uns; friedlich und Ruhe ausstrahlend liegt der See in der Morgensonne vor uns. Spontan denke ich an das alte Kirchenlied:
All Morgen ist ganz frisch und neu
des Herren Gnad und große Treu,
sie hat kein End den langen Tag,
drauf jeder sich verlassen mag.
Den Arendsee kann man ganz umwandern (9 km), doch wir gehen nur ein kurzes Stück auf dem schönen Wanderweg an ihm entlang. An der rechten Seite des Weges befindet sich ein Steilufer mit vielen Treppenstufen zu Privatgrundstücken. Leider müssen wir jetzt den wunderschönen Weg unter hohen Bäumen verlassen, denn im Hotel „Deutsches Haus“ wartet das Frühstück auf uns. Nach diesem Spaziergang wird es uns besonders gut schmecken.
Nach dem Frühstück fahren wir weiter durch die kleine Hansestadt Seehausen, die wir aus Zeitmangel leider nicht besuchen können, und erreichen anschließend den Marktplatz in Werben. Werben war wohl schon 1005 eine Reichsburg und damit Glied der Befestigungslinie entlang der Elbe gegen die Slawen. 1151 erhielt die Stadt von „Albrecht dem Bären“ das Magdeburger Stadt- und Marktrecht. Mitglied der Hanse wurde Werben dann im Jahr 1358.
Im 12. Jahrhundert siedelte „Albrecht der Bär“ Flamen und Niederländer an, damit sie die Stadt eindeichten, doch diese Volksstämme konnten nicht nur Deiche bauen, sie brachten auch die Technik des Backsteinbaus ins Land. Bevor wir Werben erreichten, hatten wir schon die gewaltige Backsteinkirche St. Johannis gesehen mit ihrem mächtigen Turm und dem weit herunter gezogenen Dach. Man geht davon aus, dass die Baugeschichte dieser Kirche zurück bis ins 12. Jahrhundert reicht. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der spätgotische reine Ziegelbau zur dreischiffigen Hallenkirche vollendet.
Wenn man die Kirche vom Platz aus unter der Orgel betritt, hat man einen hervorragenden Blick auf das gesamte Kircheninnere. Wir sehen einen bemerkenswerten Hochaltar im Hauptchor der aus zwei übereinander gestellten Altarschreinen besteht. Beide Schreine sind aus Holz geschnitzt. Der größere, untere Altarschrein wurde 1430 hergestellt, der kleinere, obere Schrein 1530. Sehr eindrucksvoll sind auch die bunten Glasfenster, das Chorgestühl, der „Annenaltar“ und vieles andere.
Am Marktplatz mit dem Rathaus beginnen wir unseren Rundgang durch die kleine malerische Stadt. Sehenswert ist das Gewölbe des Ratskellers, es stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist im gotischen Stil erbaut. Vor dem Rathaus steht das Denkmal des schwedischen Königs Gustav-Adolf, der im Dreißigjährigen Krieg einen Angriff der kaiserlichen Feldherren Tilly und Pappenheim abwehrte. Wir kommen zur Kapelle des Heiliggeisspitals, die 1313 als Stiftung des Johanniterordens erbaut wurde. Dort stehen auch noch Reste der alten Stadtmauer. Wenn wir über den Deich gehen, kommen wir zum letzten erhaltenen Stadttor, dem Elbtor. Neben dem Torhaus befindet sich ein mächtiger Rundturm, den wir besteigen können und von dem aus wir einen weiten Blick über die Stadt und noch einige besetzte Storchennester haben.
Jetzt heißt es Abschied von Werben zu nehmen, denn unser nächstes Ziel ist das „Gutshaus Büttnershof“ in Sandauerholz am Elberadweg. In dieser reizvollen Landschaft liegt ein einstiger Adelssitz, umgeben von einer 3,5 ha großen Parkanlage. Nach dem Mittagessen werden wir im Park unter herrlichen Bäumen auf Bänken ausruhen oder uns den Streichelzoo, die Volieren und das Minidorf aus Fachwerkhäuschen anschauen. Schön ist es hier! Doch weiter geht die Fahrt nach Stendal, der größten Hansestadt der Altmark.
Wie viele große Städte ist auch Stendal aus mehreren Siedlungskernen entstanden. Von 1359 bis 1518 gehörte sie der Hanse an. Auf dem Tourist-Stadtplan wirbt sie heute mit dem Slogan „Stendal, die Stadt der Backsteingotik“. Tatsächlich gibt es hier so viele sehenswerte Bauwerke (Kirchen, Klöster, Stadttore), dass wir uns auf den Kern der alten Marktsiedlung beschränken müssen.
Auf dem Kornmarkt hält der Bus, und unsere beiden Stadtführerinnen zeigen uns in zwei Gruppen das Rathaus mit dem Roland und dahinter die Ratskirche St. Marien. Diese alte Marktsiedlung gründete „Albrecht der Bär“ 1160 und verlieh ihr auch bald darauf das Magdeburger Stadtrecht, das heißt: Zollfreiheit und das Recht Münzen zu prägen.
Das Rathaus ist auch wie das in Lüneburg über mehrere Jahrhunderte gewachsen und verkörpert den Reichtum der alten Hansestadt, deren Blütezeit im 14. und 15. Jahrhundert lag. Der älteste Teil des Rathauses ist die Gerichtslaube, sie stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert; der eingewölbte Keller darunter diente als Kaufhaus. Besonders wertvoll ist die älteste profane Schnitzwand Deutschlands, von 1462 im kleinen Ratssaal. Der große Festsaal, auch „Bunter Saal“ genannt, besitzt Glasmalereifenster, die wichtige Ereignisse aus der Geschichte Stendals zeigen. Vor der Gerichtslaube steht der 7,80 m hohe Roland, der drittgrößte Deutschlands; er verkörpert die Rechte und die Freiheit der mittelalterlichen Stadt.
Die Marienkirche mit ihrem 82 m hohen Doppelturm gehört als große Marktkirche und ehemalige Ratspfarrkirche auch zum Kern der Kaufmannsstadt. Sie ist eine spätgotische, dreischiffige Hallenkirche mit einem Hallenumgangschor. Im Inneren sind bedeutende Kunstwerke erhalten:
Noch heute zeugt diese Kirche eindrucksvoll vom Stolz und Reichtum der Stendaler Hansekaufleute.
Nach dem Kaffee-Trinken im Hotel „Schwarzer Adler“ besteht noch etwas Zeit, um das Marktplatzensemble in Ruhe zu genießen. Danach verlassen wir Stendal über das Uenglinger Tor. Den von Steffen Boxthude 1450/60 errichteten Uenglinger Torturm, einen den schönsten norddeutschen Backsteintürme, sehen wir auf der rechten Straßenseite; er diente als Vorbild für den Lüneburger Wasserturm.
Um 17 Uhr verlassen wir Stendal und fahren zur letzten Hansestadt: Salzwedel. Weil eine Gruppe der Ehemaligen bereits 1994 dort war und wir im Hotel „Zur Post“ zum Abendessen angemeldet sind, können wir nur noch einen kleinen Rundgang machen. Vorbei am Hansehof, der romantischen Jeetze, der Katharinenkirche und dem Steintor gewinnen wir trotzdem einen kleinen Eindruck davon, wie die Zugehörigkeit zur Hanse Salzwedels Stadtbild geprägt hat.
Ein wunderschöner Tag klingt mit dem Abendessen im Hotel „Zur Post“ aus. Wir stoßen auf unser doppeltes Jubiläum an und danken unserer Reiseleiterin für diese eindrucksvolle Reise.
Roswitha Mahlmann
Rote Schleuse: Das weckt Erinnerungen an alte Schulzeiten. Wandertage mit Frau Dr. Dammann. Quietschender Regenmantel. Botanisches Besteck. Sattes Grün der Wildpflanzen am Wegesrand. Vogelgezwitscher. Eintauchen in einen herrlichen Wald. Unvergleichliche Frische. Losgelöstheit.
Die Empfindungen von damals stellten sich auch an diesem milden sonnigen Junitag bei mir ein, als ich erstmals der Einladung des Bundes der Ehemaligen der WRS zu einem gemütlichen Beisammensein im „Forsthaus Rote Schleuse“ folgte. Pünktlich um 14:30 Uhr starteten wir sieben Wanderer an der Amselbrücke, um auf Schusters Rappen zur geselligen Runde der bereits mit dem Auto angereisten übrigen Teilnehmer zu stoßen. Da das Wetter uns hold war, konnten wir den Tag bis in den Abend hinein im Waldgarten des Forsthauses verbringen.
Circa 30 Damen und einige Herren hatten sich zu diesem Wiedersehen in vertrauter Runde angemeldet, manche sogar einen weiten Weg nicht gescheut. Bei Kaffee und Kuchen und später einem deftigen Abendbrot wurden munter Schulerinnerungen ausgetauscht, ewig junge Lehrerinnen begrüßt, neue Freundschaften geknüpft. Rundum wohl habe ich mich gefühlt und möchte auf diesem Wege Dr. Luise Reinhardt-Drischler herzlichen Dank sagen für die Organisation dieses gelungenen Treffens.
Auf der Wanderung habe ich nach langer Zeit wieder eine geliebte blauschwarze Eichelhäherfeder gefunden, sie wird mich an diesen schönen Tag erinnern und in mein „Freudebuch“ geklebt.
Kriemhild Brüggemann
Ehemalige gehen mal wieder an Bord.
Bei schönem Wetter fuhren wir pünktlich vom vereinbarten Treffpunkt am Kurpark los, im vollbesetzten Bus und mit erwartungsfroher Stimmung. Über Barendorf, Dahlenburg durchquerten wir den Landkreis Lüneburg und erreichten so den Landkreis Lüchow – Dannenberg. Es machte Spaß, gefahren zu werden und in aller Ruhe die Dörfer, Häuser und unterschiedlichen Landschaften betrachten zu können. Bald erreichten wir auch die Göhrde mit dem ehemaligen Jagdschloß. Mich stimmte der Zustand des Hotel- und Restaurantkomplexes etwas traurig, denn ich kannte es aus einer Zeit, wo es wohlerhalten war. Der Bus fuhr kontinuierlich weiter und die sich ändernden Eindrücke durch die Landschaft Richtung Dannenberg und Dömitz verwischten schnell meine etwas trübselige Stimmung. Viele Jahrzehnte war es her, dass ich hier oft gewesen war. Vieles hatte sich geändert, zum Guten, zum Besseren, auch zum Schlechteren. Aber weiter darüber nachzudenken, dazu blieb jetzt keine Zeit, denn zu viele neue Eindrücke waren da.
Das Wetter zeigte sich zunächst nicht von der allerbesten Seite – der Stimmung tat es keinen Abbruch!Obwohl – auch draußen war es schön.
Und dann bekamen wir Appetit! ...
In Dömitz, an der Elbe, angekommen, bestiegen wir das Schiff. Kein Sonnenschein zwar, sondern grauer Himmel, der den Fluß genauso grau aussehen ließ, dafür aber auch kein Wind, so dass die Elbe träge dahinfloß und kein Regen, so dass die überdachten Sitzplätze des Schiffes kein unbedingtes „Muß“ waren. Der Strand der Elbe war noch so, wie ich ihn aus meinen Kindertagen in Erinnerung hatte. Und Fischreiher gab es reichlich, die Elbe schien sie gut zu ernähren. Ernährung – das war auch unser nächster Programmpunkt nach der Schiffsfahrt auf der Elbe. Zwar nicht Fisch aus der Elbe, aber dafür – der Tageszeit entsprechend – Kaffee und Kuchen mit grandiosem Blick über das Elbtal aus dem Panorama Cafe des Hafenhotels.
... und während wir ihn stillten, blieb uns die Elbe nahe.
Weiter ging es zur Binnendüne bei Klein Schmölen, der höchsten Binnendüne der Elbe. Einfach toll, eine Naturerscheinung mit ganz eigenartigem Reiz. Die durch die Wolken durchbrechende Sonne verstärkte sicher noch diesen Eindruck der „Urweltlichkeit“. Einigen von uns erschien es, als ob uns hier ein Einblick in die Entstehungsgeschichte der Erde gewährt würde. Zeit, viel mehr Zeit hätte man hier verbringen können. Aber da waren ja noch die anderen Programmpunkte und auf die wollte man auch nicht verzichten.
Einmaliges Biotop: Binnendüne bei Klein SchmölenGut gelaunte Ehemalige ...
... werden neugierig beäugt.
Als nächstes steuerten wir das Dreiständerhaus im Rundlingsdorf Dünsche an. Es ist 1734 erbaut worden, befindet sich sogar wegen seiner imponierenden Einzigartigkeit auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost, und nicht nur der Prunkgiebel ist wirklich beeindruckend. Leider fehlen Mittel bzw. Unterstützung staatlicher Stellen, um dieses Kleinod weiter angemessen unter- und erhalten zu können. Frau Luise Reinhardt-Drischler ist bereits seit einiger Zeit bemüht, Abhilfe zu schaffen. Bedauerlicherweise arbeiten aber wohl die entsprechenden Stellen behördlich langsam, so dass zum Zeitpunkt unseres Besuches keine wirklich positiven oder hilfreichen Aussagen gemacht worden waren.
Das Dreiständerhaus in Dünsche repräsentiert handwerkliches Bauen von vor fast 300 Jahren.
Wieder stimmte es ein bißchen wehmütig, zu sehen, wie ein erhaltenswertes Stück Kulturgeschichte dem Verfall oder Untergang entgegen zu gehen droht. Doch auch dieses Mal wurde die Trübsal aufgelöst und weggewischt durch den nächsten und gleichzeitig letzten Programmpunkt dieser Reise: das Spargelessen in Dangenstorf. 5 x Spargelessen, 5 x Spargelfahrt! Ein Jubiläum! Aber auch gleichzeitig ein aussagekräftiger Beweis für die Qualität der dortigen Küche und für die Attraktivität dieses Gemüses, das dieser Fahrt den Namen gab.
Rautenfachwerk mit aufwändigem Ziegelmuster und traditioneller Inschrift von 1734
Im ausklingenden Licht des Tages traten wir die Fahrt zurück nach Lüneburg an und beendeten die 5. Spargelfahrt fast so pünktlich, wie wir sie begonnen hatte. Zum Schluß sollte man noch zwei Dinge erwähnen: wenn auch der Name dieser Fahrt „Spargelfahrt“ ist, so war das Spargelessen zwar ganz bestimmt ein Höhepunkt, aber gleichzeitig auch nur ein Höhepunkt in der ganzen Kette von Höhepunkten bei dieser Fahrt und man sollte den Namen einer Person nennen, ohne deren unermüdlichen Einsatz der Bund der Ehemaligen und seine Veranstaltungen nicht so wären, wie sie sind: Frau Luise Reinhardt-Drischler.
Hannelore Wiegel-Stamer